Von der Leere in die Fülle
Als ich vor gut 8 Jahren zu meiner ersten Stunde in die Praxis kam, hatte ich natürlich noch nicht den blassesten Schimmer auf was ich mich da einlasse, aber einlassen wollte ich mich auf jeden Fall. Denn ich musste unbedingt dem beständigen unglücklich und unwohl sein entkommen, das sich auch in angsterregenden körperlichen Symptomen äußerte. Ich dachte „so 2 bis 3 Jahre vielleicht, dann sollte ich das wieder im Griff haben“.
Ich war dann sehr verwundert und verwirrt, als Jonny mir erklärte, dass es in der Skan-Arbeit um Beziehung geht, auch zwischen ihm und mir. „Was will dieser Mann von mir und was soll das bedeuten“? schoss es mir durch den Kopf und ich sollte noch unzählige Gelegenheiten bekommen diese Frage zu ergründen. Die ersten Mattensitzungen waren geprägt von heftigen Ausbrüchen von Schmerz, Wut und Verzweiflung und es war mir weitaus weniger peinlich als ich gedacht hatte, dabei von Jonny angeschaut und berührt zu werden. Im Schmerz gesehen zu werden, dabei behütet und sicher zu sein war eine neue Erfahrung für mich. Von Jonny zu hören, dass er nicht nur Schmerz, sondern auch Kraft in mir sieht, seinen Körpereinsatz zu spüren wenn er mich unterstützend festgehalten oder mit mir gerungen hat, zeigte mir, dass ich mit diesen schwierigen Gefühlen nicht allein bleiben muss, sondern in Ausdruck, Kontakt und Resonanz kommen kann.
Ich hatte lange den Eindruck, dass mein Reservoir an Schmerz und Wut unerschöpflich ist, ja dass ich vorwiegend daraus bestehe und dass, wenn der Schmerz versiegt, da einfach eine große Leere bleiben würde. Behutsam, beharrlich und mit großer Klarheit hat Jonny mir geholfen die Muster zu erkennen, die ich zum Selbstschutz etabliert hatte und die mir inzwischen aber einen Großteil meiner Lebendigkeit abschnürten. Langsam konnte ich erkennen, dass meine Wut und Verzweiflung eine adäquate Reaktion auf frühkindliche Verlassenheit, Missachtung und Einsamkeit waren. In meinem aktuellen Leben aber führte die tief eingebrannte Reaktion dazu, mich zurück zu ziehen und nur noch auf mich selbst zu verlassen, zu schmerzhafter Isolation. Und schon kleinste Verletzungen triggerten die alte, aufgestaute Wut so heftig an, dass ich förmlich weggeschwemmt wurde.
Die Übungen in Langsamkeit und Achtsamkeit für den Moment, wenn das Muster zuschnappt, haben sich als extrem wertvoller Schatz erwiesen und mir gezeigt wie automatisiert ich im Beziehungsgeschehen meine Muster „abgefeuert“ habe. Heute brauche ich mich durch Konflikte oder verbale Attacken nicht mehr selbst in Frage zu stellen, sondern kann viel leichter erkennen was der wahre Grund der Eskalation ist und mit einem erweiterten Repertoire von Humor bis lustvoll zelebriertem Wutausbruch darauf reagieren -oder auch gar nicht, wenn mir danach ist. Das wäre früher unmöglich gewesen.
Besonders hilfreich in diesem Prozess war parallel zu den Einzelsitzungen auch, an der Männergruppe teilzunehmen und dort sachte aufblühende neue Impulse in geschütztem Rahmen ausprobieren zu können. Und zwar immer wieder aufs Neue, bis sie ihre volle Kraft entfalten konnten. Meine tief eingegrabenen Muster sind meistens hartnäckige Biester, und es braucht lange und beständige Übung bis sie weich und biegsam werden. Aber damit mit Anderen in Kontakt zu sein ist eine große Freude und macht zudem unbändigen Spaß.
Nach 4 Jahren hatte ich dann wirklich kurz eine Phase, wo ich dachte jetzt sei es genug. Aber der Prozess legt immer wieder neue, spannende Schichten frei und mir ist bisher noch kein besseres Setting begegnet, in dem ich mein Sein mit mir selbst und mein Sein mit Anderen so frei in einem lustvollen Wachstumsprozess erforschen und erleben kann.
Nach 7 Jahren bin ich in die gemischte Gruppe gewechselt und nehme seither Einzelstunden bei Angela. Im Licht der weiblichen Hälfte des Universums erscheinen selbst Gegenden meiner inneren Landschaft, die ich inzwischen sehr gut zu kennen glaubte, völlig verändert. Ich beginne zu verstehen, dass ich in mir nichts festhalten muss, sondern mich in Beziehung wandeln darf. Und dass die Transformation schmerzhafter Erfahrungen einzig durch liebevollen Kontakt, Resonanz und aufeinander Bezogensein geschehen kann. Dieser Lebendigkeit mein Herz weiter zu öffnen und meine Liebe zu verschenken ist mein großer Wunsch.
Meine Beziehungen in Partnerschaft, Familie und Beruf sind durch die Skan-Arbeit nachhaltig bereichert worden. Ganz wichtig ist mir auch der Aspekt der Körperarbeit. Ich erlebe heute, dass mein Körper auf zellulärer Ebene quasi Produkt meiner vielfältigen Beziehungen zur Welt und zu mir ist. Alles was ich fühle, fühle ich im Körper und jede Stimmung findet im Körper ihren entsprechenden Ausdruck - wenn ich ihn zulasse. Nonverbal - unter Umgehung der „Hirnschranke“ - mit den tieferen Schichten meiner selbst oder Anderer in Kontakt zu sein gelingt mir sonst nur beim gemeinsamem Musizieren. Im Face to Face Breathing, das zudem von wunderbarer Musik begleitet wird, geschieht dies sehr intensiv, ohne dass ich selbst aktiv werden muss. Es ist immer wieder ein Wunder, wie vielfältig, bunt und kreativ sich alles Lebendige entfaltet sobald ihm Platz gemacht wird. Angela und Jonny wählen sehr einfühlsam und intuitiv die Settings der Skan-Arbeit, um den latent spürbaren Impulsen die Möglichkeit zu vollständigem Ausdruck zu geben.
(Toningenieur / Musiker, 50 Jahre)