Sechs Jahre Skan
Ich mache Skan jetzt seit etwa 6 Jahren, seit 2002. Ich bin von Anfang an in der Männergruppe, die sich wöchentlich abends trifft, und seit einigen Jahren in der gemischten Jahresgruppe, und in Einzelsitzungen bei Angela. Ich habe auch bei den beiden El Hierro Gruppen teilgenommen, und einmal, zusammen mit meiner Freundin, an einem zweiwöchigen Seminar in Aix-en-Provence, das von Loil Neidhöfer geleitet wurde, der wohl einer der Pioniere und Hohepriester des Skan in Deutschlands ist.
Skan, zumindest so wie ich es gemacht habe, ist etwas Besonderes. Wenn man sich überlegt, was man für seine Zeit und sein Geld bekommen kann, Kino, Fernsehen, Bücher, politische Diskussionen, dann ist das besser bei Skan investiert. Kein Rummelplatz, keine Rekordachterbahn, keine Karriere, kein Lottogewinn kann da mithalten, ist fad und schal in der Gewichtung im eigenen Lebenspotential. Aber es ist auch harte Arbeit. Und nicht jeder ist bereit dazu.
Wo geht es, zu lernen, sich selbst zu werden und sich gerade darin geliebt zu fühlen? Bei mir wäre keine Freundschaft stark genug gewesen, dahin zu kommen. Noch nicht einmal, das weiß ich nicht, dass sie es nicht ausgehalten hätte. Ich selbst hätte es nie versuchen können.
Ich hätte es nicht geschafft, einem Freund 45 Minuten in die Augen zu schauen und dabei tief zu atmen. Und dabei nicht abzulenken, nichts zu sagen. Und dabei zu weinen, und das trotz der Angst.
Die Montagabend Skanabende waren eine Zeitlang das einzige in meinem Alltagsleben in dem ich ein Stück wirklich ich selbst sein konnte, und nicht nur das, was ich glaubte, sein zu müssen, zu funktionieren, weil es für meine Gefühle, Durchgedrehtheiten, Irrsinn und die Zumutung die ich bin, keinen Platz, kein Verständnis und schon gar kein Willkommen in dieser Alltagswelt gibt. Und das ist tatsächlich so. An meiner Arbeitsstätte wäre das nicht goutiert worden. Und ich hätte es nie gefunden, und ich wäre vielleicht gestorben in der Gewißheit, dass ich damit immer allein sein müßte.
An den Skan-Zusammenkünften finden auch Gespräche, Gesprächsrunden statt. Das ist ganz wichtig, ein entscheidender Teil, über alles sprechen zu können. Ich habe eine große und lange Erfahrung in Gesprächen aus langen Jahren der Gruppen- und Einzelgesprächspsychotherapie. Über sich und die Angst offen, frei, und unterstützt sprechen zu können ist eine Erweiterung des Lebens, die durch kein äußeres materielles Glück, welcher Dimension auch immer, aufgewogen werden könnte.
Trotzdem hat Skan eben auch andere Elemente, und die sind, so wie ich das sehe, einzigartig. Gut, die "Matte" wurde schon von Wilhelm Reich erfunden, und jeder Psychotherapeut weiß um die Wirkung des Auf-dem-Rücken-Liegens und hat deshalb eine Couch in seinem Behandlungszimmer, aber solche Elemente zu entwickeln wie das "Face-to-Face-Atmen" oder das "Streaming Theatre", und das für die Entwicklung und Entknotung der eigenen Seelenverkrustungen, für das Sich-selbst-sein und das Sich-selbst-finden, auch gerade in Beziehungen, das ist schlichtweg genial und auch wunderbar wohltuend. Aber davor ist es halt eben auch harte Arbeit.
Ich gehe nicht zu Skan, ich würde nie zu Skan oder einer ähnlichen Arbeit gehen, die ich so tief in meine Seele eindringen lasse, bei der ich mich so ausliefere, bei der ich so auf Schutz angewiesen bin, wenn ich denen, denen ich mich ausliefere, nicht vertrauen könnte. Ich gehe nicht zu Skan, ich gehe zu Juan, Jonny und Angela. Aber natürlich gehe ich zu Jonny und Angela, weil sie Skan machen.
(Naturwissenschaftler, 49)